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25.10.2018   Baden-Württemberg
Eine freie Presse für ein freies Land − Gespräch mit Hilke Petersen und Peter Frey

Die, die sonst Fragen stellen, müssen jetzt Antworten liefern. Die, die sonst ihre Objektivität hochhalten, müssen auf einmal Partei ergreifen. In diese Situation haben sich Hilke Petersen und Dr. Peter Frey begeben, ihres Zeichens Leiterin des ZDF-Landesstudios Baden-Württemberg und ZDF-Chefredakteur. Auf Initiative des Deutschen Marketing Verbands und Einladung des Marketing Clubs Region Stuttgart-Heilbronn, in Zusammenarbeit mit der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG) haben sie am 18. Oktober in Stuttgart erhellende Einsichten offenbart – wie qualitativ hochwertiger Journalismus auszusehen hat und was eine ganz besondere Fehlerliste der ZDF-Redaktion damit zu tun hat. Der Titel des lehrreichen und kurzweiligen Abends: „Qualitätsjournalismus – ein ganz besonderes Interview mit Hilke Petersen und Dr. Peter Frey“.

„Alle machen Fehler, keiner ist ein Supermann“ – diese Zeile aus dem beliebten Kinderlied von Rolf Zuckowski hören schon die Kleinsten. Und geben sie später weiter, wenn sie selbst Eltern sind. So ist ein Ohrwurm entstanden, der sich über Generationen hinweg hält. In der Realität angekommen ist das musikalische Plädoyer nur selten. Wer Fehler macht und sie auch noch zugibt, gilt hierzulande viel zu oft noch immer als schwach, als Versager. Dass dem nicht immer so ein muss, beweist ZDF-Chefredakteur Dr. Peter Frey, als ihn Ingmar Volkmann von der Stuttgarter Zeitung herausfordert. „Wie geht das ZDF mit Fehlern um?“, fragt Volkmann, der den Auftritt der beiden ZDF-Größen moderiert. „Wir waren früher in der Redaktion der Meinung, Fehler versenden sich“, erinnert sich Frey, „das hat sich jedoch geändert“. Die Zuschauer würden heutzutage viel genauer hinhören und hinsehen als früher.

Ein Übriges täten neue Entwicklungen wie die Mediathek oder Social Media, wo jeder nochmal alles nachprüfen kann. Nichts mehr wird vergessen. Aus diesem Grund habe das ZDF auf seiner Internet-Seite die Rubrik „Korrekturen/Transparenz“ eingeführt, wo alle Fehler sämtlicher ZDF-Sendungen mit Datum und Name der Sendung nachzulesen sind. Es ist die interne Fehlerliste der Redaktion, die mittlerweile auch extern ist. „Die Fehler, die wir machen, dazu stehen wir“, sagt Frey und blickt ernst in die dicht gefüllten Zuhörerreihen der VIP-Lounge in der Messe Stuttgart. Doch dabei belässt er es nicht. Während Moderator Volkmann das Interview zu anderen Themen lenkt und Hilke Petersen immer wieder aus dem beruflichen Nähkästchen plaudert, fischt Frey sein Smartphone aus der Hosentasche, tippt darauf herum, um schließlich triumphierend das Gespräch zu unterbrechen. „Hier, ich hab’s!“, ruft er, „die Fehlerliste.“ Auch mit dem Smartphone könne man sie sich ansehen, nichts leichter als das. „Wir bekennen uns zu unseren Fehlern“, sagt Frey und bekommt dafür Applaus von den etwa 60 versammelten Zuhörern.

Sich zu den eigenen Fehlern bekennen, sie einzugestehen: Warum das aus Sicht der beiden ZDF-Journalisten so wichtig ist in der heutigen Medienlandschaft? Weil es Qualitätsjournalismus auszeichnet. Weil es Werte wie Offenheit und Transparenz hochhält, obwohl oft genug gehetzt, gehasst und verschleiert wird, wenn es zur Diskussion um die Medienlandschaft in Deutschland kommt.

Ja, die Stimmung sei derzeit angespannt, wenn sich ZDF-Journalisten auf die Suche nach Antworten begeben, erzählt Hilke Petersen. „Man begegnet Leuten, die einen aggressiven Unterton haben und vielen Vorwürfen, mit denen man sich in der jeweiligen Situation arrangieren muss.“ Vor allem in Ostdeutschland seien die Verhältnisse für ZDF-Kamerateams in der vergangenen Zeit immer schwieriger geworden, ergänzt Frey und betont: „Diese Zustände sind eigentlich nicht angemessen für ein Land wie Deutschland.“

Auch der Ton in den sozialen Medien werde immer rauer. Dass Nutzer auf Facebook und Co. sich mit Fantasienamen schützten und andere beschimpften und aufs Übelste beleidigten, dürfte nicht sein, so Frey. „Es wäre angemessen in einem Land wie Deutschland, dass es hier die Pflicht zu Klarnamen gibt.“ Dass es im weltweiten Netz keine politische Regulierung gebe, könne er nicht verstehen. „In der virtuellen Öffentlichkeit darf kein anderes Recht herrschen als in der normalen Öffentlichkeit.“

Was das ZDF gegen diese unheilvollen Entwicklungen tut und wie sie dem Misstrauen in der Bevölkerung gegenüber Qualitätsjournalismus begegnet?

Indem es mit den Menschen redet. Indem es verstärkt auch in ländliche Gebiete reist und dort Bürgergespräche anbietet, zu denen jeder kommen darf, der will und Fragen stellen, Lob und Kritik äußern kann. Indem aber auch der Chefredakteur eine Einladung eines AfD-Ortsverbands zu einer Podiumsdiskussion nicht ausschlägt, wie er selbst berichtet. Diese Angelegenheit will Frey angehen wie die Sache mit der Fehlerliste: „Wir stellen uns dem.“

Gerade dort, wo ihm Misstrauen entgegenschlage, wolle er die journalistischen Werte wie Offenheit, Transparenz und Qualität noch stärker hochhalten. „Wir müssen den Menschen immer wieder klarmachen: Zu einem freien Land gehört eine freie und qualitativ hochwertige Presse.“

Autor: Hilmar Pfister ist Pressesprecher des Handelsverbands Baden-Württemberg

Fotocredit: Bernd Eidenmüller

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