„Wir sind Dienstleister“
Die Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) war gerade mal vier Tage vorbei. Das internationale, nationale und lokale Medienencho nach wie vor riesengroß und die MSC auf allen Kanälen präsent – und schon stand ihr Presserefent Johannes Schmid am 21. Februar mehr als 40 DPRG-Kolleginnen und Kollegen im PresseClub München Rede und Antwort.
Frieden durch Dialog fördern – das ist das ursprüngliche Motto der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC), die in diesem Jahr zum 55. Mal in München – traditionell im Hotel Bayerischer Hof, aber inzwischen auch an vielen weiteren Standorten in der Innenstadt – vom 15. – 17. Februar 2019 organisiert worden ist.
Nachdem der Nahostkonflikt Themenschwerpunkt im letzten Jahr war, wurde in diesem Jahr insbesondere die Einheit Europas beschworen. „Das Ziel muss sein, auch einer außereuropäischen Öffentlichkeit zu zeigen, dass Europa zu Selbstbehauptung fähig ist. Dass es möglich ist, Konflikte und Kriege durch Diplomatie zu lösen, man muss nicht schießen,“ sagt Botschafter Wolgang Ischinger, der Vorsitzende der MSC, in einer vom Bayerischen Fernsehen produzierten Dokumentation. Bei seiner Eröffnungsrede trat er bildgewaltig im blauen EU-Kapuzenpullover auf. Auch wenn Kritiker meinen, ein Besuch von Emmanuel Macron Seite an der Seite mit Bundeskanzlerin Merkel wäre ein stärkeres Symbol für die Einheit Europas gewesen – es wird eines der Bilder werden, die in Erinnerung bleiben.
Für mehr Sicherheit in der Welt
Es war die größte Konferenz in der Geschichte der MSC, mit 180 Veranstaltungen, 500 bilateralen Treffen, 600 hochkarätigen Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft und Interessensverbänden sowie mehr als 1.100 Journalisten. Unter den Teilnehmern waren unter anderem US-Vizepräsident Mike Pence, Yang Jiechi, Mitglied des Politischen Büros der Kommunistischen Partei Chinas, der russische Außenminister Sergey Lavrov, Christine Lagarde, Direktorin des Internationalen Währungsfonds, sowie NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Dazu kam in Vertretung ihres Vaters US-Präsidententochter Ivanka Trump, die Glanz und Glamour in die Veranstaltung und Berichterstattung brachte. Absolutes Highlight war die inzwischen oft zitierte Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die im Saal Standing Ovations erhielt und ein weltweites Medienecho nach sich zog. Laut Einschätzung von Johannes Schmid wird diese Rede „mit Sicherheit als eine der außenpolitisch bedeutendsten in ihrer Kanzlerschaft eingehen.“
Das waren Großkampftage für das gesamte Team der MSC, nicht nur während der Konferenz. Insbesondere auch für die Öffentlichkeitsarbeiter – seit November wurde das Team von knapp fünf Personen, die ganzjährig für die MSC arbeiten, auf über 60 Personen vergrößert.
Das ist Öffentlichkeitsarbeit auf höchstem politischen Parcours – mit Fingerspitzengefühl in allen Bereichen. Bei den Medien, den Ansprechpartnern in den verschiedenen Länder-Delegationen, den Stakeholdern, die jeder für sich das Recht auf prioritäre Behandlung beanspruchen sowie beim Vorgesetzen und dem eigenen Team, das mit ebensolchem Gefühl durch die Kräfte zerrende Vorbereitungszeit und durch die Konferenz geführt werden muss.
Johannes Schmid sieht sich und sein Team als Dienstleister. Sie müssen allen Ansprüchen gerecht werden, die Bedürfnisse großer und kleiner Delegationen mit gleicher Sorgfalt behandeln und sich mit Befürwortern, kritischen Stimmen und Gegnern offen und transparent austauschen. Dennoch wird die MSC mit ständiger Kritik konfrontiert.
„Vom Vorwurf der Intransparenz, über Bevorteilung einzelner Delegationen bis hin zum Lobbyismus für die Rüstungsindustrie und dass bei der MSC Weltpolitik in Hinterzimmern betrieben wird. Dem allen können wir nur mit einer konsequenten proaktiven Kommunikationsarbeit entgegenwirken,“ umschreibt Johannes Schmid seinen Ansatz. Dazu gehören im Vorfeld die Vorstellung der Agenda bei der Bundespressekonferenz, Redaktionsbesuche bei allen wichtigen nationalen und internationalen Medien und ein ständiger Austausch mit Journalisten, Pressesprechern und zunehmend direkt über die sozialen Medien. Erstmalig war auch ein Kamerateam des BR ganz nah am Geschehen. Die BR-Dokumentation mit atmosphärisch intensivem Blick hinter die Kulissen der Münchner Sicherheitskonferenz wurde wenige Tage später ausgestrahlt.
Nach dem Konferenzende wird die PR-Abteilung der MSC wieder auf das Kern-Team reduziert, das ganzjährig viele weitere Veranstaltungen und Publikationen öffentlichkeitswirksam begleitet. Als nächster Veranstaltungsort steht im April Washington auf der Agenda. Dort findet eine MSC Outreach Activity zum 70. NATO-Geburtstag statt.
Die Welt blickt nicht nur während der Wiesn nach München
Für die innere Sicherheit wurde der Einsatz von zuletzt 4.000 auf 4.400 Polizistinnen und Polizisten erhöht. München war vier Tage lang im Ausnahmezustand und es kam zu vielen Staus im Innenstadtbereich. „Wir wissen, dass wir der Stadt München und den Bürgerinnen und Bürgern einiges zumuten,“ gibt Schmid bei seinem Vortrag offen zu. Beispielsweise, als ein großer Troß an Gästen mit US-Vizepräsident Mike Pence am 16. Februar den Weg vom Hotel Bayerischer Hof zum Bayerischen Landtag nahm. Dort wurde erstmalig der John-McCain-Dissertationspreis zu Ehren des langjährigen Freund und Mentors verliehen. Hier war höchste Sicherheitsstufe angesagt – und der Verkehr stand über mehrere Stunden still.
Da wird, auch im Rahmen unserer Veranstaltung im PresseClub, die durchaus berechtigte Frage gestellt, warum eine solche Mammutveranstaltung in der Innenstadt stattfinden muss? Trotz vieler guter Argumente, wie dem Austausch in fast privater Atmosphäre und ein Miteinander auf begrenztem Raum, spricht dennoch einiges dagegen. Dieses Thema wird die MSC und das PR-Team sicher weiterhin begleiten.
Andererseits fand beispielsweise DPRG Mitglied Annegret Haffa es auch „richtig gut, dass München international nicht nur über das Oktoberfest in der Weltöffentlichkeit wahrgenommen wird.“ Mit dem zu erwartenden Verkehrsstau hatte sie sich arrangiert und die Innenstadt an diesem Wochenende großräumig umfahren.
Ein sehr breites Aufgabenfeld haben die MSC Öffentlichkeitsarbeiter also zu bewältigen, von der Kommunikation mit den Pressestellen der Staatenlenker, mit Konzernen und Interessensverbänden über die Zusammenarbeit mit weitweit führenden Medien bis hin zur Lokalpresse.
Und wie hat ihr Pressereferent Johannes Schmid seine inzwischen dritte MSC Konferenz persönlich erlebt? Es war für ihn ein Erlebnis, das alle bisherigen beruflichen Dimensionen gesprengt hat. Doch trotz aller Brisanz und Unwägbarkeiten hält er es da wie ein früherer Vorgesetzter:
Als Pressesprecher bei einem Bundeswehreinsatz im Afghanistan hat er einen Vorgesetzten auf ein wichtiges Interview vorbereitet. Auf seine Frage „sind Sie etwas aufgeregt?“ antwortete dieser mit einer Gegenfrage: „Herr Schmid, wird gerade auf uns geschossen oder werden wir bombadiert?“
Eine vielleicht hilfreicher Betrachtungsansatz, um in hektischen Zeiten Ruhe zu bewahren. Herzlichen Dank an Johannes Schmid für einen spannenden, hellwachen Vortrag – trotz seines Schlafdefizits in den vergangenen Wochen! Und vielen Dank an alle Teilnehmer für die anregende Diskussion im Anschluss!
Autorin: Birgit Kern-Harasymiw, Mitglied des Vorstands der DPRG-Landesgruooe Bayern, Inhaberin Kern Communications, Irsee